Es ist ein weit verbreiteter Glaube, Astrologie sei dazu da Zukunft vorauszusagen. Astrologie selbst bzw. gewisse Repräsentanten des Fachs sind nicht unschuldig an dieser öffentlichen Meinung. Psychologische Astrologie hat ein ganz anderes Gesicht und primär andere Aufgaben. Das Horoskop ist nur in zweiter Linie auf Zukunft ausgerichtet. Zu aller erst verhilft es zu Selbsterkenntnis, vermindert Kurzschlussreaktionen und zur Klärung der eigenen Zielrichtung. Außerdem trägt es bei zur objektiveren Beurteilung anderer und zu mehr Verständnis und Toleranz.
Ein Horoskop ist ein kosmischer Spiegel zur Erkenntnis von Aspekten des allgemeinen und des eigenen Lebens, deren wir nicht bewusst sind, die wir vielleicht ahnen oder nach deren Verständnis wir drängen. Mit Astrologie ist uns ein Instrument in die Hand gegeben, das uns hilft im Dickicht des Alltags Orientierung zu finden. Ein Horoskop ist also keine Vorhersage, viel mehr ein sehr persönlicher Kompass.
Je mehr man mit sich im Reinen ist, d.h. die Vergangenheit nicht bereut, sich das Eine oder Andere verzeiht, aus Fehlern gegenwärtig zu lernen bereit ist, mit Anderen fair umgeht und aufmerksam ohne Selbstbetrug die nächsten Schritte auf dem Lebensweg vorangeht, desto weniger kann sich Angst vor der Zukunft breit machen (von äußerer Bedrohung abgesehen).
Hat man die eigenen Wurzeln verstanden, die eigene Vergangenheit wirklich verarbeitet, ist sich seiner voll bewusst und total präsent, dann kann man gelassen und elastisch von Augenblick zu Augenblick in die Zukunft gehen, ohne sie bange befragen zu müssen. Da wir Menschen jedoch nur selten so weit kommen, ist es legitim, sich auf Zukunft vorzubereiten, sich einen sinnvollen und gangbaren Weg zu skizzieren. So wie ein Reisender seine Route plant oder ein Berufstätiger auch an seine Rente denkt. Dennoch bleibt das Entwicklungsziel bestehen, so flexibel und bewusst zu werden, dass man selbst in schwierigen und schmerzvollen Zeiten aufrecht, mündig und mit Würde in die Zukunft schaut. Deshalb ist innere Arbeit, fortlaufende Selbsterkenntnis und Beschäftigung mit der jeweils aktuellen Situation mittels Psychologischer Astrologie wesentlicher als alles Prophezeien.
Wir Menschen schwanken zwischen Selbstverständlichkeit, Zuversicht und Bangen, sind realen Bedrohungen ausgesetzt und sollten der Ungewissheit entgegentreten. Bei astrologischen Ausblicken in die Zukunft geht es nicht darum, „dem Lieben Gott in die Karten zu schauen“ oder „das Schicksal auszutricksen“. Es gibt jedoch ein berechtigtes Bedürfnis, sich auf die eigene Zukunft einzustimmen und sein Leben angemessen vorauszuplanen. Das ist sogar vernünftig.
Dieses Einblicken in den individuellen Lebensplan und Vorausschauen auf kommende Streckenabschnitte hat nichts mit prophetischem Voraussagen zu tun. Nebst korrekten Berechnungen ist ein guter Astrologe, eine gute Astrologin mit Intuition besser – genau wie ein intuitiver Arzt, ein intuitiver Psychologe, ein intuitiver Reiseführer, ein intuitiver Erfinder, Erzieher, Polizist oder Pilot.
Man kann sehr wohl Energieströme, Trends und Zeitqualität, Potentiale, Entscheidungskriterien und Gefahren auf abstrakter Ebene präzise beschreiben. Mit Berufserfahrung, Menschenkenntnis, Kombinationsvermögen und Phantasie kann man diese Aussagen auch mit wahrscheinlichen oder plausiblen Beispielen illustrieren, damit die Deutung nicht zu abstrakt und trocken bleibt. Ich verstehe dies als bildhafte mögliche Varianten und nicht als zwingende Vorschläge. Allerdings geben mir zu meiner eigenen Überraschung Kunden später häufig das Feedback: „Es kam zwar genauso wie beschrieben, aber konkret teilweise doch etwas anders“. Und wenn es nicht „genau so“ war, merkt man im Nachhinein oft, dass der Sinn in einem Nebensatz meiner Deutung versteckt war oder sich auf eine andere als die erwartete Weise dennoch erfüllte. Das Problem ist eben der Grad des Konkretwerdens bei der Deutung und auch die tatsächliche Realisierung durch den Menschen selbst.
Die Beschreibung der Energiefelder, der Prozessabläufe, der Wegkreuzungen und Prioritäten kann erkannt werden, welche tatsächlichen Inhalte, Variationen und Wendungen das reale Leben dann anbietet, ist in der letzten Form jedoch nicht zu sehen. Ein Astrologe muss nicht gleichzeitig Hellseher sein. Deshalb sind die Interpretationen sinngemäße, nützliche Vorbereitung für selbstverantwortliche Lebensgestaltung. Ich habe nicht den Ehrgeiz hohe Trefferquoten zu erzielen, sondern die Energien auf der formelhaften Ebene so klar wie möglich zu erkennen und die verschiedenen Alternativen herauszuarbeiten, damit der Kunde mit mehr Überblick und Gefasstheit zu gegebener Zeit selber sicherer und angemessener entscheiden kann. Ich möchte niemandem sein Leben vorwegnehmen.
Mit Horoskopen ohne Geburtszeitkorrektur sind bei Jahreshoroskopen nur etwa 50% der Aussagen möglich, die wichtigsten Fragen können vielleicht gar nicht oder nur sehr vage, unbefriedigend oder nicht seriös beantwortet werden. Deshalb lehne ich tiefer gehende Zeitanalysen ab, wenn die Geburtszeit des Grundhoroskops nicht nach der von mir verwendeten Methode verifiziert wurde. Das ist eine einmalige Investition, die sich für alle folgenden Fragen, besonders für zeitliche wie die eines Jahresausblicks lohnt.
Ein Jahresausblick besteht aus mehreren Berechnungen und Zeichnungen. Die unterschiedlichen Methoden sind wie verschiedene Fenster mit gemeinsamem Blick auf die derzeitige Lebensphase, wie Facetten eines Prismas. Ich benutze folgende 4-5 Methoden.
1. Der von Bruno Huber entwickelte Alterspunkt (Hubersche Altersprogression) ist die für den Laien am einfachsten nachvollziehbare Methode, um Lebensphasen zu beschreiben. Die Liste zeigt eine Art Fahrplan durch den Kreis des Geburtshoroskops. Die Reise beginnt mit der Geburt am Aszendenten (AC) und geht unten herum der Reihe nach durch die Häuser (Felder), wobei sich dies nur auf die sogenannten Koch-Häuser bezieht und jedes Haus eine Zeitspanne von 6 Jahren bemisst. Es ist einfach abzulesen, in welchen Zeichen und Häusern man sich bewegt und wann welche Winkel zu den Geburtsplaneten erreicht werden.
Es sind damit Entwicklungsphasen auf dem Weg zum erreichbaren Ziel, in der „Evolution der Seele“ und keine Abfolge von äußeren Ereignissen gemeint. Dennoch korrespondieren innere Themen meist mit äußeren, so dass – weil die eigene Zeit reif dafür ist – auch Vorkommnisse des realen Lebens in diesem Fahrplan sichtbar werden, sozusagen als äußere Illustrationen zum inneren Geschehen.
Die 2. wichtigste innere Uhr ist eine Kombination aus den sekundären Planetenstellungen mit den Achsen-Direktionen. Die Planeten wandern voran nach der Analogie 1 Tag nach der Geburt entspricht 1 Jahr nach der Geburt. Man zählt also die Lebensjahre und schaut die Planetenstellung dementsprechend viele Tage nach der Geburt an. Dadurch bekommt man Auskunft über das aktuelle Jahr. Um die Planeten in Beziehung zu Themen (Häusern) setzen zu können, schreibt man den Meridian (MC) nach der Faustregel 1 Jahr ~ 1º fort, die anderen Achsen richten sich danach. Im einzelnen Fall ist es allerdings auch mehr oder weniger als genau 1º.
Dadurch bekommt man eine neue Grafik, die sehr wesentliche Phasen anzeigt. Damit die einzelnen Jahre von einander unterscheidbar bleiben, wählt man für die Verbindungslinien (Winkel) einen sehr engen Spielraum von 1º, so dass sehr viel weniger Linien zustande kommen als bei einem Geburtsbild. Bei einem breiteren Spielraum könnten einzelne Jahre nicht von einander unterschieden werden, man würde einen zu langen Zeitraum auf einmal sehen.
Eine 3. ebenso unterschiedliche Methode ist das Solar. Es geht von dem Zeitpunkt aus, zu dem die Sonne (sol) auf die Bogensekunde genau die Stelle wieder passiert, die sie bei Geburt innehatte. Da unsere tägliche Zeitmessung mit Schaltjahren und Schaltsekunden nur eine möglichst genaue Annäherung an die tatsächlichen kosmischen Abläufe ist, findet die Rückkehr der Sonne an den Geburtspunkt nicht zur Geburtszeit statt, sondern meist um ein paar Stunden verschoben. Einfacher gesagt: man rechnet den Zeitpunkt für das neue Jahr aus, zu dem die Sonne da steht, wo sie bei Geburt stand. Dann fragt man, wo sich der Mensch zu dieser Zeit aufhielt und hat damit wieder Zeit und Raum, um ein vollständiges Horoskop zu zeichnen – so wie man es vom Geburtsbild her gewohnt ist.
Das individuelle Jahr läuft von Geburtstag zu Geburtstag. Ein Jahreshoroskop ist zwar jederzeit erstellbar, es ist jedoch organischer und persönlicher, wenn es nicht zum Kalenderwechsel, sondern eher in zeitlicher Nähe zum Geburtstag gedeutet wird. Dann ist meistens auch der Aufenthaltsort am Geburtstag bekannt.
Die 4. von mir eingesetzte Methode zur Erkennung von Zeitqualität ist die bekannteste: Man schaut in welchen Winkeln die Planeten von heute zu den Planeten der Geburt stehen und leitet daraus Anfang, Thema und Dauer von Phasen ab. Bei diesen sogenannten Transiten (transire: lateinisch „vorübergehen“) werden die der Sonne näheren Planeten, von der Erde aus gesehen schneller laufenden Planeten nicht berücksichtigt, weil die Phasen, die sie anzeigen zu kurz und deshalb von weniger großer Bedeutung sind.
Die äußeren Planeten im Sonnensystem hingegen brauchen sehr viel länger für ihren Umlauf um die Sonne, so dass sie von uns aus gesehen langsamer zu laufen scheinen. Dadurch bilden sie ihre Winkel zu den Positionen der Geburt über einen ausgedehnteren Zeitraum d.h. bis zu 1-2 Jahren. Wenn also mehr Zeit für ein Thema benötigt wird, ist es wohl auch ein tiefer gehendes. Mechanischer ausgedrückt: die Planeten, die mehr Zeit haben, um zu „wirken“, bringen grundsätzlichere Anregungen und Veränderung mit sich; sie zeigen an, dass die Zeit neuer Impulse länger dauert – man hat für deren Umsetzung und Verarbeitung also mehr Zeit zur Verfügung.
5. Je nach Fragestellung und Interpretationsdauer setze ich auch sogenannte Tertiär-Horoskope ein. Ein sekundäres Horoskop (s.o.) beschreibt den Zeitraum etwa eines Jahres, ein tertiäres den eines Monats. Auch hier können Konstellationen mit äußeren Planeten über mehr als einen Monat dauern, womit tiefer gehende Prozesse angezeigt werden. Wie beim sekundären Horoskop werden nur exakte Winkel von bis zu 1º gezeichnet, so dass einzelne Monate von einander unterscheidbar sind.