Sternbilder sind menschliche Projektionen,
… bei denen zusammenhanglose Gestirne, Sonnen, Sternhaufen und Galaxien, die Millionen von Lichtjahren voneinander entfernt sind, mit gedachten Linien in einer Grafik verbunden werden. Nur im Auge des Betrachters scheinen sie sich nahe zu sein. Eine neue Theorie stellt einen Zusammenhang zwischen Sternbildern und dem Verlauf von irdischen Küsten her, im Sinne einer urzeitlichen Landkarte. So oder so diente die Einteilung des Himmels und das Zusammenfassen einzelner heller Punkte am Nachthimmel vor allem der Orientierung bei der Seefahrt. Seit dem 19. Jh. bestimmt man mit genauen Berechnungen die eigene Position nach geografischer Länge und Breite.
Projektionen an den Himmel bzw. im menschlichen Auge: Ein kleines, aber nahes Objekt (z.B. unser Mond) wird groß gesehen, ein ganzer, riesiger aber weit entfernter Sternhaufen nur mittelgroß und ein Planet mit Trabant (z.B. Saturn) oder eine einzelne Sonne in mittlerer Distanz vielleicht nur klein.

Sternbilder gab es in den meisten Kulturen aller Kontinente und vermutlich bereits seit prähistorischer Zeit. In der Antike gab es einen Katalog mit 48 Sternbildern, wofür Namen aus der griechischen Mythologie genommen wurden (z.B. Andromeda, Kassiopeia, Kentaur, Orion, Herkules, Pegasus) oder von Tieren (z.B. Adler, Schlange, Hase, Schwan, Delfin, Bär) und Gegenständen (z.B. Waage, Leier, Pfeil, Becher, Altar).

Infolge der Entdeckung weiterer Sterne mittels besserer Instrumente und infolge der Erkundung des davor unbekannten Südhimmels kamen neue Sternbilder hinzu (z.B. Giraffe, Einhorn, Chamäleon, Mikroskop, Luftpumpe, Chemischer Ofen). Einige wurden mit anderen zusammengefasst, einige setzten sich nicht durch (z.B. Rentier, Thron des Cäsars, Brandenburgisches Zepter). Andere Kulturen bildeten aus den Sternen andere Bilder und gaben ihnen andere Namen (z.B. Kamel, Hai, Emu, Feuerbohrer). Heute sind die Lichtpunkte am Himmel in 88 Sternbilder gegliedert.

Die Stern–Bilder, die auf der Ekliptik liegen, d.h. von der Erde aus gesehen während eines Jahres von der Sonne durchlaufen werden, sind diejenigen, welche in der Astrologie eine Rolle spielen: sie gaben vor über 2000 Jahren den Tierkreis–Zeichen ihre Namen, von Widder bis Fische. Sie gehen teilweise auf die Babylonier zurück und sind dann seit den alten Griechen so wie bei uns bekannt. Die 12 Tierkreiszeichen meinen Abschnitte einer „Hülle“ unmittelbar um den Globus, ausgehend vom genau definierbaren Frühlingspunkt. Sie sind nicht identisch mit den weit entfernten und bloß in der Projektion des Betrachters entstandenen Sternbildern!

Wenn die Erde am 20./21. März einen bestimmten Punkt ihrer Bahn um die Sonne erreicht und in einem klar definierten Verhältnis zu ihr steht, nennt man dies den Frühlingsanfang. In dem endlosen Umlauf ist es der Nullpunkt, an dem man die 360 Grade bzw. die Abfolge der Tierkreiszeichen zu zählen beginnt. Diese Grade werden in 12 Abschnitte zu je 30° eingeteilt, durch welche man die Sonne von der Erde aus laufen sieht. Im Prinzip braucht sie also 1 Monat pro Tierkreiszeichen.

Die Zeichen und Namen haben ihre Geschichte, wir könnten die 30°-Abschnitte jedoch genauso gut 1, 2, 3 usw. nennen. Wenn die Sonne von der Erde ausgesehen am 20./21. März ihren Umlauf vollendet und von Grad 360 zu Grad 1 wechselt, beginnt ein neuer Jahreszyklus. Das 1. Haus/Feld entspricht dem 1. Zeichen Widder, des 2. dem Stier etc.

Möglicherweise beschreiben die Tierkreiszeichen Unterschiede in der Magnethülle um die Erde, auf jeden Fall haben sie mit den fernen Sternbildern nichts zu tun. Unabhängig davon, dass Tierkreiszeichen-Astrologie gut funktioniert, gibt es auch Astrologen, die eine auf die Sternbilder bezogene Astrologie erforschen und propagieren. Ich bin kein Anhänger davon.

Da sich im Kosmos alles bewegt, wandert sogar der Frühlingspunkt, so dass sich die heutigen Tierkreiszeichen gegenüber den gleichnamigen Sternbildern, die in der Antike dahinter sichtbar waren, um 1 Zeichen verschoben haben. Auch deshalb sollte man sprachlich zwischen Sternbild und Tierkreiszeichen deutlich unterscheiden. Ursachen für die Verschiebung sind die Kreisbewegung der Erdachse, wie bei der sich drehenden Achse eines Kreisels (Präzession). Die für einen Umlauf des Frühlingspunkts durch den Tierkreis benötigte Zeit nennt man ein „Weltjahr“, das ca. 26.750 Jahre dauert, so dass die „Weltmonate“, eine mittlere Länge von ca. 2150 Jahren haben.

Von den alten Griechen wurde das gesamte ihnen verfügbare Wissen des Vorderen Orients gesammelt und mit ihrem eigenen neuen Denken und Forschen verschmolzen. Im Hellenismus (3. bis 1. Jh. v. u. Z.) entstand das größte Archiv der Antike: die Bibliothek von Alexandria. Es war auch die Zeit, in der das System der westlichen Astrologie geschmiedet wurde. Je nachdem, wann genau man anfängt zu zählen, geht in unserer Zeit ein Weltmonat (s.o.) zu Ende, d.h. der Frühlingspunkt und damit das 1. Zeichen Widder und alle folgenden Zeichen sind um 1 Abschnitt verschoben. Die 30°-Zeichen auf der Erde-Sonne-Ebene stimmen mit den weit ins All projizierten Sternbildern nicht mehr überein wie es im Hellenismus der Fall war. Somit spricht man derzeit von einem Wechsel vom Fische- ins Wassermann-Zeitalter.

Die übliche westliche Astrologie bezieht sich jedoch gar nicht auf jene fernen Sternbilder, die mehr oder weniger willkürlich aus voneinander unabhängigen Lichtpunkten zusammengestellt wurden, sondern auf die Abschnitte der Erdumlaufbahn, die Tierkreiszeichen.

Angesicht der Dimensionen des Alls und der Vielzahl der Sterne und Galaxien beschäftigt sich die klassische westliche Astrologie nur mit Phänomenen in Erdnähe. Insofern das System der Tierkreiszeichen immer vom Frühlingspunkt ausgehend (egal vor welchem Sternenhintergrund er sich befindet) in sich schlüssig ist und sich auf die Erdumlaufbahn bezieht, spielt es keine Rolle, ob die Sternbilder heute noch mit ihnen kongruent sind oder nicht.

In der Antike sah man hinter den Abschnitten der Tierkreiszeichen diejenigen Sternbilder, die ihnen damals ihre Namen gaben und die noch heute verwendet werden. Gewisse ignorante Astrologiekritiker behaupten regelmäßig, Astrologie basiere auf falschen Voraussetzungen, da Sternbilder und Tierkreiszeichen sich nicht mehr decken.

Wegen der etwas willkürlichen, unscharfen Abgrenzung der Sternbilder untereinander sind keine präzisen Übergänge des sich verschiebenden Frühlingspunkts von einem in ein anderes Zeichen genau definierbar. Je nach Berechnung findet der Wechsel von den Fischen in den Wassermann zwischen der französischen Revolution und dem Jahr 2160 statt. Es werden sogar Jahre zwischen 1700 und 2600 genannt, in denen das so genannte Wassermann-Zeitalter beginnen soll.

Der Bewusstseinswandel der Menschheit, vom intuitiv fühlenden Wasserzeichen Fische hin zum strukturiert denkenden Luftzeichen Wassermann begann mit der Aufklärung, mit Säkularisierung, Demokratisierung, Schulpflicht, industrieller Revolution und Technisierung, gefolgt von internationalen Konferenzen und Gerichtshöfen, Massenkommunikation

(z.B. Computer, Mobilfunk, Internet), Digitalisierung, Flugverkehr, Raumfahrt sowie Globalisierung (einschließlich globaler Verantwortung) – alles zum Charakter des Wassermann-Zeichens passende Entwicklungen und Errungenschaften. Im Fische-Zeitalter davor dominierten Glaube und Aberglauben, Poesie, Mystik, Religion, Kirche und sie begleitende irrationale Aspekte.

Sonne, Mond und die Planeten (archetypische Kräfte) bezeichnen die „Eigenschaften“ und Potentiale eines Menschen. Von der Erde aus sieht man sie in einem Tierkreiszeichen stehen, das ihnen die Färbung, die Mentalität gibt, die Art und Weise wie sie „funktionieren“.

Das Haus (Feld) zeigt an, wo in der Außenwelt sie sich erleben, ausdrücken, manifestieren bzw. woher die Umweltanreize kommen, d.h. in welchen Themen die persönlichen Sensibilisierungen und Betätigungsfelder liegen. In diesem Beispiel bringt das Organ für Erkennen, Gerechtigkeit, Synthese und Pädagogisches die Mentalität und „Funktionsweise“ des Löwen mit und tauscht sich verbal und vielfältig im kollektiven Raum aus (z.B. als Lehrer, Reiseleiter, Schauspieler, Politiker oder Journalist).

Die Tierkreiszeichen funktionieren wie Facetten einer kreisförmigen Brille: In diesem Beispiel sieht der Mensch die Sonne (das Leben) durch die Optik des Wassermann, sein Jupiter hat die Färbung (Mentalität) des Stiers.
Nur die 12 der insgesamt 88 Sternbilder, die in der Ebene liegen, wo sich die Erde um die Sonne bewegt (Ekliptik), sind die in der Astrologie relevanten Sternbilder. Sie standen den 12 auf 30 Grad genormten Abschnitten des gesamten Kreises, den Tierkreiszeichen, Pate und gaben diesen ihre Namen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische.
Von uns aus gesehen laufen Sonne, Mond und Planeten durch das Band der Tierkreiszeichen. Das ist die 1. entscheidende Bewegung, die Astrologie berechnet. Da die Erdachse schräg steht, sieht der Ring der Tierkreiszeichen im Verhältnis zum Fadenkreuz der Himmelsrichtungen, vom aufrechten Menschen aus betrachtet, schief aus.

Der Mensch steht auf dem Globus. Die Linie zwischen dem im Osten aufsteigenden Punkt (Aszendent, AC) und dem im Westen absteigenden Punkt (Deszendent, DC) ist die von ihm subjektiv wahrgenommene Erdoberfläche. Das MC (medium coeli = Himmelmitte) bezeichnet auf der Nordhalbkugel den Süden. Wenn die Sonne am AC steht, ist Sonnenaufgang, wenn sie am MC steht ist Mittag und am DC geht sie unter.
Die 2. Bewegung ist die Rotation der Erde um sich selber, sie bestimmt die Tageszeit. Da wir das Gefühl haben, die Erde stehe still, lässt man in der Astrologie den Tierkreis sich um die Erde bewegen, so wie es der geozentrischen Wahrnehmung des Menschen entspricht.