Astrologie, Genetik oder Erziehung?

Was ist stärker, wichtiger: das genetische Erbe oder die Umwelteinflüsse, die Anlage oder die Erziehung? Die Diskussion ist uralt und wird je nach Umständen, Vorliebe und Stand psychologischer Forschung anders beantwortet. Ist es jedoch zwingend, einen Sieger und einen Verlierer zu haben? Im astrologischen Denkmodell, dem Kosmogramm gibt es für beide Bereiche einen eigenen Kreis, d.h. Anlage und Sensibilisierung auf die Umwelt werden gleichwertig durch Zeichen und durch Häuser symbolisiert.

Zwischen beiden gibt es definierbare Wechselwirkungen, wobei zu sehen ist, welche Anteile und Eigenschaften einerseits genetisch bedingt sind, wo und wie sie andererseits durch Umweltanreize modifiziert werden. Der Mensch ist schließlich das Produkt aus beidem und ich benutze die Formel:
Anlage + Umwelt = Verhalten bzw.  „Zeichen“ + „Häuser/Felder“ = Charakter.

Planeten von Merkur (oben) bis Neptun (plus Erdmond)

Planeten in den Tierkreiszeichen: Sonne, Mond und die Planeten sind Energiepotentiale, psychologisch gesprochen die Archetypen, der Stoff des Lebens. Sie stehen in den Zeichen, die ihnen eine bestimmte Mentalität geben. „Was funktioniert auf welche Weise“ heißt astrologisch „Welcher Planet steht in welchem Zeichen?“.

 

 

Barack Obama (31. August 1870)

Die Summe der Planeten, ihre spezifischen Winkelverbindungen untereinander und die daraus sich ergebende grafische Struktur bilden die Anlage ab, das was man mitbringt, was einem in die Wiege gelegt wurde – woher auch immer, genetisch oder kammisch.

 

 

Die Häuser/Felder gliedern den Raum der Umwelt in 12 Themen, analog zu den Zeichen

Häuser / Felder: Im astrologisch-psychologischen Weltbild ist der Faktor Umwelt schon integriert. Mit seinen Anlagen, seinem inneren Anliegen, wird der Mensch aus dem schützenden doch eng gewordenen Mutterleib in einen riesigen, verwirrend vielfältigen Raum hinein geboren. Dieser wird – analog zu den Tierkreiszeichen – auch in 12 Abschnitte eingeteilt. Diese Sektoren teilen den Raum: die Um-Welt wird damit in Themen gegliedert. In der astrologischen Denkweise werden sie jedoch nicht als Felder bloßer Fremdeinwirkung angesehen, sondern als Sensibilisierungen des Individuums auf bestimmte Themen.

Der Mensch wird also bei Geburt auf verschiedene Lebensbereiche ausgerichtet oder – aktiver – er sucht sich womögliche eine Geburtsstunde aus, die ihm diejenige Sensibilisierung bietet, welche den Lernaufgaben in diesem Leben entspricht. Somit wird Umwelt nicht als etwas willkürlich von außen Auftretendes gesehen, sondern gehört mit ins Horoskop und dadurch auch mit zur Deutung.

Frida Kahlo (6. Juli 1907)

Im Kosmogramm sieht man die Welt durch die Brille des Individuums mit seinen spezifischen Sensibilisierungen d.h. man beschreibt, was der Einzelne daraus macht, wie er auf das scheinbar von außen Kommende reagiert, wie sich sein Verhalten dadurch ändert und wie er die Anlage im Laufe der Zeit modifiziert. Das ist kein abgespaltenes, dualistisches Umweltverständnis; deshalb lässt sich Anlage und Umwelt auch nicht gegeneinander ausspielen, beide haben ihre Funktion und beide sind im Horoskop gleichzeitig sichtbar. Die astrologischen Faktoren bilden dabei keinen dritten Faktor oder gar einen Widerspruch, denn sie zeigen nur an, was auf anderen Ebenen existiert.

Verhältnis Anlage-Umwelt: Die Wechselwirkung zwischen Innen und Außen, zwischen Anlage und Umfeld ist nicht an jeder Stelle des Kreises gleich stark. Eine Intensitätskurve zeigt Spitzen und Täler (pro Thema/Haus einmal), wo der Austausch besonders leicht geht und gefordert wird bzw. reduziert ist und gedämpft wird. Mit dieser Kurve, die nur bei Anwendung der sogen. Koch-Häuser funktioniert, kann psychologisch sehr gut differenziert werden zwischen angeborener oder gelernter Extraversion und Introversion.

Dabei gibt es 8 Variationsmöglichkeiten (mit Unterthemen sogar 16). Z.B. kann ein extravertiertes Planetenprinzip in einem extravertierten Tierkreiszeichen stehen und zusätzlich an extravertierter Stelle, so dass die mitgebrachte Energie direkt und ungebremst in die Umwelt eingebracht werden kann. Falls dieser Planet ins Minimum der Kurve fällt, kann diese Energie nicht ausgelebt werden, es ergibt sich Frust und die Aufgabe, damit introvertierter leben zu lernen. Es kann aber auch ein introvertiertes Planetenprinzip in einem extrovertierten Zeichen an introvertierter Stelle stehen etc. etc. Jedes Mal entsteht eine andere, individuelle Situation und ein spezifischer Umgang mit den Energien soll im Laufe des Lebens entwickelt werden. Menschliche Erfolge sind solche, die richtige d.h. subjektiv sowie kosmisch angemessene Art und Lebensweise gefunden zu haben, den kreativsten Kompromiss zwischen Zeichen und Haus, zwischen innerem Wunsch und äußeren Möglichkeiten. Dann ist der Mensch ein „Lebenskünstler“.

Genetische Astrologie: Man kann die Beobachtung machen, dass zwischen Horoskopen von Verwandten Ähnlichkeiten bestehen. Wenn in derselben Familie bestimmte Planetenstellungen in den Zeichen und ihre Winkelverbindungen  häufiger auftauchen, dann heißt dies, dass in der Anlage Gemeinsamkeiten vorhanden sind – aus welchen Gründen auch immer. Wir nennen dies dann genetische Vererbung. Finden sich hingegen gemeinsame Stellungen von Planeten in den Häusern, so ist die Sensibilisierung auf die Umwelt gleich und wir sehen darin parallele Erziehungsmuster. Beides kommt gleichermaßen vor.

Phänotyp: Das ist derjenige Teil der Persönlichkeit, welcher in Erscheinung tritt. Es ist die Gestalt, die ein Mensch nach außen zulässt oder aktiv ausdrückt. Das, was Mitmenschen von jemandem wahrnehmen, ohne zu wissen, was in seinem Inneren vor sich geht und aus welchen Motivationen sich das von außen Wahrgenommene zusammensetzt. Der Phänotyp bildet sich im Dialog mit der Umwelt und dem Bedürfnis auf sie einzuwirken oder sich ihr anzupassen. Er kann bei Bedarf im sogen. Häuserhoroskop genauer dargestellt werden.

Genotyp: Damit ist die ursprüngliche Persönlichkeit gemeint, die innere Struktur, bevor sie in Kontakt mit der sie verändernden Umwelt kommt. Der Genotyp ist von Geburt an vorhanden und wird im inneren Dialog, im Selbstgespräch erfahren. Wenn der Mensch nach der Pubertät oder älter ein gewisses Bewusstsein über sich erlangt hat, sind die Vermischungen von Innen und Außen oft schon so selbstverständlich und die Spuren der Außeneinflüsse schon so gravierend, dass das Individuum selbst oft nicht mehr genau zwischen dem eigenen Phäno- und Genotyp zu unterscheiden vermag. Lernt man jemandem z.B. im Alter von 50 Jahren kennen, so ist es für einen Fremden kaum noch möglich die lebenslange gegenseitige Durchdringung von Innen und Außen aufzulösen und den Ursprungscharakter, den Genotyp zu erkennen. Der Mensch selbst und das Leben haben an seinem Charakter gearbeitet, er hat sich entwickelt, abgeschliffen, profiliert, gewandelt und mit der Umwelt arrangiert. Er hat entdeckt mit sich in diesem Leben umzugehen, hat dazu gelernt, hat seine ursprüngliche Anlage etwas verändert und seinen Ausdruck gefunden.

Max Bircher-Benner (22. August 1867)

Im astrologischen Konzept, dem individuellen Horoskop-Diagramm, sind Phänotyp und Genotyp relativ leicht zu unterscheiden. Und es wird ersichtlich, welche Teile sich wo und wie auf Umweltanforderungen einlassen und wie sie mit Wahrscheinlichkeit reagieren. Reagiert haben oder reagieren werden – denn man kann diese Aussagen ebenso für die Zukunft eines Neugeborenen wie auch in hohem Alter im Rückblick machen.