„Ascendere“ heißt auf Lateinisch „aufsteigen“. Im Horoskop ist der Aszendent (AC) der zu einer bestimmten Minute von einem bestem Ort aus gesehene Punkt im Osten. Das ist einer der 360 Grade, der sich in demjenigen der 12 Tierkreiszeichen befindet, welches gerade im Osten aufsteigt.
Der Erdball dreht sich nach Osten in 24 Stunden einmal um seine Achse. Im Modellfall steigt also durchschnittlich alle 2 Stunden ein anderes Zeichen auf, wie eine Gondel eines Riesenrads. Je weiter der Bezugsort vom Äquator abweicht, desto größere Abweichungen gibt es von dieser Faustregel. Das liegt an der Schrägstellung der Erdachse. Sowohl Ort als auch Uhrzeit spielen die entscheidende Rolle bei der Bestimmung des Aszendenten. Sitzen in der Gondel des Riesenrads Sonne, Mond oder Planeten, so bekommt der Aszendent größere Bedeutung.
Der AC wird nicht in allen astrologischen Schulen gleichermaßen interpretiert. In dem von mir benutzten Denkmodell bezeichnet er den Ausgangspunkt bei der Geburt, den man nach einem Durchlauf in 72 Jahren wieder erreicht. Damit bezeichnet der Aszendent „Start“ und „Ziel“ gleichzeitig. „Ziel“ meint hier nicht, dass – wie bei einem Marathon und einer Slalomstrecke – das (Lebens)Ende oder dass man dann sein Lebensziel wunschlos erreicht und jegliche Entwicklung sich erübrigt hätte oder alle Aufgaben gelöst wären. Nach 72 Jahren hat man jedoch den Kreis umrundet und sein kosmisches Geburtsbild aus allen möglichen Blickwinkeln erlebt und ist allen seinen archetypischen Potentialen einmal begegnet.
Am 72. Geburtstag geht der Mensch also wieder über „Start“. Wird man älter als 72, beginnt am AC ein zweiter Lauf durch die Zeichen. Das heißt nicht, dass sich dann alles genauso wiederholt wie früher schon einmal erlebt. Der sogenannte Hubersche Alterspunkt, die Altersprogression nach Bruno Huber, zeigt den Rundgang durch die Lebensthemen (Koch-Häuser) und ist eine der wichtigsten inneren Uhren in diesem Modell. Es gibt andere Systeme mit anderem Zeittakt, die ich jedoch nicht benutze. Dieser Alterspunkt beschreibt ohnehin eher Entwicklungsphasen als konkrete Ereignisse. Die realen Geschehnisse sind demnach eher als Illustrationen und Entsprechungen zu den inneren Fasen sowie als äußere Auslöser innerer Entwicklungsschritte anzusehen.
Der Mensch ist nach dem 1. Umlauf erfahrener, lebt in einer veränderten Umwelt und ist körperlich ohnehin in einem anderen Zustand. Außerdem zeigen zusätzliche innere Uhren auf veränderte Schwerpunkte. Deshalb kommt es im 2. Umlauf zu analogen Erlebnissen, die zu denen des 1. Durchlaufs auch eine tatsächliche Parallele aufzeigen können aber nicht müssen. Wie auf einer Spirale trifft man aus bereits bekannten Winkeln wieder auf seine inneren Potentiale, jedoch aus „höherer“, fortgeschrittener Sicht – man ist ja kein Kind mehr.
Z.B. kann jemand nach einer Hüftoperation mit 73 konkret wieder lernen müssen zu gehen, wie vor 72 Jahren. Oder es geht darum, sich mit 75/76 in seinem sozialen Umfeld wieder stärker durchzusetzen, wie damals als einem ein Geschwister vor die Nase geboren wurde. Und von 78 bis 82 mag verstärktes Gedächtnistraining wie in den ersten Schuljahren angesagt sein und später kann sich die Notwendigkeit eines Umzugs ergeben, der ebenso einschneidend erfahren wird wie 72 Jahre davor. Es können sich also spezifische Echos aus der Vergangenheit oder auch ganz neue Herausforderungen einstellen.