Der Laie kann meist nicht abschätzen wie wichtig ein genauer und abgesicherter zeitlicher Ausgangspunkt für die Berechnungen ist. Wenn sich Mütter überhaupt an eine Zeit erinnern, dann ist es meist aufgrund des letzten Blicks auf die Uhr vor der entscheidenden Phase oder des ersten Blicks nach der Geburt. Aber welcher war es denn nun? Und wie ist es mit dem subjektiven Zeitgefühl in einem solchen Ausnahmezustand? Und wenn vielleicht noch eine unvorhergesehene Aufregung dazukommt, dann ist die Zeit schnell vergangen.
Nach meiner Erfahrung sind die mündlich geäußerten Erinnerungen der Mütter zu etwa 50% der Fälle ungenau, sogar mit Abweichungen bis zu 12 Stunden durch Verwechslung von 6 Uhr morgens mit 6 Uhr abends! Dennoch wird bei Nachfrage meist fest behauptet, sich gut zu erinnern …
Deshalb bitte ich eindringlich, sich die Mühe zu machen, die Geburtszeit auf einem der hier empfohlenen Wege ausfindig zu machen.
1 | Geburtsurkunde | Auf Geburtsurkunden ist die Uhrzeit oft eingetragen, oft nicht. Es lohnt sich, dies zuerst einmal zu Hause festzustellen, bevor man anderswo aktiv wird. Es ist jedoch nicht nötig, extra eine Urkunde anfertigen zu lassen. |
2 | Geburtsregister des Standesamts
bzw. Zivilstandsamts |
Die Standesämter / Zivilstandämter müssen die von der Klinik, der Hebamme oder den Eltern damals gemeldete Uhrzeit unbefristet aufbewahren. Aufgrund des Datenschutzes können die Angaben nur von den Eltern und von einem selber, eventuell vom Ehepartner oder den Kindern dort erfragt werden, jedoch nicht telefonisch. In Österreich sind bis 1938(?) die Kirchenbücher zu konsultieren (Achtung vor Verwechslung mit der Taufzeit!).
Es gibt 4 Vorgehensweisen: · Mit seinem Ausweis selber hingehen. · Ein im Ort lebender Elternteil geht beim Amt (Geburtsregister) vorbei. · Jemand anderes geht mit einer Vollmacht und einer Kopie des Ausweises vorbei. · Man schreibt 3 Zeilen mit den eigenen Angaben und den Namen der Eltern und legt einen frankierten, adressierten Briefumschlag sowie die Kopie eines Ausweises bei. Z.B. „Ich heiße …. und bin als Sohn / Tochter (Mädchenname) von …. und …. am …. in …. geboren. Ich bitte um formlose Mitteilung meiner Geburtszeit (bitte keine Urkunde).“ Bei kleineren Orten genügt als Adresse meistens „Standesamt, Abteilung Geburtsregister“ (in der Schweiz „Zivilstandsamt“ der Gemeinde) sowie PLZ und Ort. In deutschen Großstädten gibt es mehrere Standesämter; dann ist es notwendig, das für den Geburts- bzw. damaligen Wohnbezirk der Eltern zuständige Amt anzuschreiben. Dabei braucht man keine kostenpflichtige Urkunde zu bestellen, die man nicht sofort und möglicherweise nur per Nachnahme bekommt. Bei persönlichem Erscheinen bekommt man mündlich sofort Auskunft, bei schriftlicher Anfrage nach wenigen Tagen (in Großstädten auch erst nach Wochen). |
3 |
Klinik |
Kliniken heben die Geburtszeit ca. 20-30 Jahre auf und geben, wenn man sich persönlich oder schriftlich ausweist, meist umgehend Auskunft. Ein vorheriger Anruf klärt das beste Vorgehen. |
4 |
Tagebuch |
Eine gute Quelle ist auch ein Tagebuch der Eltern, denn es fixiert die damalige Kenntnis und ist nicht vom Erinnerungsvermögen nach langer Zeit abhängig. Falls man Zugang zu einem Tagebuch hat, bitte auch gleich die Geburtsumstände mit notieren: normal, eingeleitet, spontan, schwer, Nabelschnur um Hals, Zange, Kaiserschnitt, „Brutkasten“, 7-Monats-Kind, Gelbsucht, Blutaustausch, Zwillingsgeburt, Probleme der Mutter etc. Dies kann bei der Einschätzung der Genauigkeit und bei meinen Vorbereitungen sehr nützlich sein. Für Kinder-Horoskope ist es besonders wichtig. |
5 | Erzählung
der Eltern |
Erzählungen der Eltern sind besser als keine Angaben, hier verlassen wir jedoch die schriftlichen Quellen. Mündliche Angaben der Eltern aus dem Gedächtnis sind fast immer viel ungenauer als behauptet wird. Sehr selten kommt es allerdings auch vor, dass die Mutter (per Tagebuch) richtiger liegt als das Amt (Abschreibefehler). Bevor man sich auf Äußerungen der Eltern verlässt, sollte man unbedingt alles unter den Punkten 1-4 Erwähnte unternehmen. Ungenaue oder falsche Angaben führen zu falscher Deutung, zu erhöhtem Arbeitsaufwand, zu Frust und Mehrkosten! |
6 | Erzählung
anderer Verwandter |
Ausnahmsweise gibt es Umstände, bei denen man auf die Erinnerung anderer Verwandter (älterer Geschwister, Tanten, Großeltern) zurückgreifen muss, um überhaupt einen Anhaltspunkt zur Geburtszeit zu bekommen. Das ist für den Astrologen die zweit-schlechteste Ausgangslage und bedeutet mehrfachen Arbeitsaufwand. Außerdem sind auf ungesicherter Grundlage nicht alle Aussagen möglich. |
7 | Keine Unterlagen | Sind Sie die Punkte 1-6 systematisch durchgegangen und stellen fest, dass alle Quellen ausgeschöpft sind und wirklich niemand mehr zu fragen ist, dann gibt es ein äußerst mühsames Unterfangen: die „Geburtszeit-Ermittlung“. Es ist sehr, sehr aufwändig und das Ergebnis bleibt meistens mit Restzweifeln behaftet, die oft erst per Beobachtung über die folgenden Jahre ausgeräumt werden können. Ich habe dies deshalb aus meinem Programm herausgenommen. |
Falls aus verschiedenen Quellen 2 abweichende Angaben existieren, bitte beide angeben.